Krankheit Serie: Was wissen wir denn schon!? Depression – Hormone, Schlaf, Licht und Neuzeit

Was hat Depression mit Schlaf, Hormonen, Licht und dem Darm zu tun?

Depression

Hormoneller Balance-Akt

Das Grobe:

Manchmal ist die Welt halt doch eine Scheibe. Die einen meiden sozialen Kontakt, bleiben zu Hause und führen ernste Gespräche mit ihrem Kuscheltier. Die anderen marschieren weiter in einem wahrgenommen eintönigen Alltag, begrüßen Kollegen wie im Automatik-Modus und verlieren Motivation und Perspektive, gejagt von gelegentlichen Angstzuständen. Abhängig von Umständen kann dies mehr oder weniger prägnant auftreten. Depression wird als Krankheit gerne mal ein wenig totgeschwiegen. Schließlich könnte das ja bedeuten, dass man nicht mehr ganz richtig im Kopf ist. Outet man sich, kommen Kommentare wie „oh, das tut mir leid!“ und Bekannte distanzieren sich etwas. Vielleicht ist Depression ja ansteckend! Natürlich trifft das nicht auf jeden zu. Andere versuchen zu helfen („ach das kriegen wa hin!“) und nehmen einen aufmunternd mit zum nächsten alkoholischen Exzess.

Was ist aber eigentlich am besten Freund des Psychologen dran? Wieso können quicklebendige Menschen Stück für Stück abdriften in Einsamkeit, Trauer und teils lähmende Angstzustände erleben? Kann man Ursachen verstehen und verhindern, dass alle doof sind außer Mutti?

Depressionen können unterschiedlichen Ausmaße annehmen und dieser Beitrag befasst sich hauptsächlich mit ängstlichen Abgründen und düsteren depressiven Dauerzuständen. Dennoch sind vielen Menschen Stimmungsschwankungen nicht unbekannt. Inhalte dieses Beitrags können sowohl auf Zusammenhänge und Lösungsansätze hinweisen. Wer also ab und zu keinen Bock auf gar nichts hat, ist nach dieser Runde Buchstaben lesen vielleicht ein wenig schlauer. Persönlich würde es mich zumindest freuen. Dafür mache ich mir schließlich die Arbeit.

Lasst uns mal loslegen!

Das Feine:

Wie gut, dass an dem ganzen emotionalen Ballast Hormone „schuld“ zu sein scheinen. Zumindest sind wir im derzeitigen Stand der Wissenschaft so weit, dass wir zum Beispiel Selective Serotonin Reuptake Inhibitors (SSRI oder selektive Serotonin Wiederaufnahme Hemmer) in der Medizin als Antidepressiva einsetzen. Serotonin hat hier also wohl seine Finger im Spiel. Zu SSRIs, Serotonin und Auswirkungen auf unsere Stimmung hatte ich bereits einen Beitrag geschrieben. Was mich ein wenig „unglücklich“ gestimmt hatte, war die Unsicherheit in der Funktion aller Serotonin-Rezeptoren. Aufgrund von vielen fein abgestimmten Interaktionen im Körper wurden deswegen beispielsweise viele Medikamente vom Markt genommen, die eine Wirkung auf Serotonin-Rezeptoren hatten. Schon doof, wenn ein Mittel gegen Parkinson gleichzeitig zu Herzklappenschäden führt, oder[1]?

Wie funktionieren eigentlich SSRIs? Wie der Name schon sagt, verhindern SSRIs die Wiederaufnahme von Serotonin durch Serotonin Transporter (SERT) im synaptischen Raum. Das Serotonin bleibt also weiter aktiv und zirkuliert herum. Bekannt ist auch, dass eine konsequente Omnipräsenz an Serotonin die Menge an 5HT1A-Rezeptoren (hemmen die Weiterleitung von Serotonin) verringert. Mehr Serotonin strömt damit durch die Nervenfasern und entfalten ihre Wirkung als Neurotransmitter. Das Angebot an Serotonin als Neurotransmitter wird also künstlich gesteigert durch eine Verringerung hemmender interner Systeme. Serotonin scheint als Neurotransmitter einen positiven Effekt auf unsere Stimmung zu haben. Es entspannt uns (in einfach gesagt) und dämpft sogar das Hungergefühl. Ziemlich starke Sache.

Merken wir uns doch mal, dass wir gerade innerhalb von etwa zwei Wochen (so lange dauert es etwa, bis die Rezeptoren weniger werden) eine interne Regulierung unseres Systems zerschossen haben und Serotonin gerade ungebremst(er als sonst) Nervenachterbahn fährt.

Serotonin Depression

Das hat natürlich erstmal seine Wirkung. Wir haben eine bessere Laune und verschlingen nicht mehr Berge an Schokolade als Seelsorge. Oder ist dem vielleicht etwa nicht so? Was passiert auf Dauer? Und ist das kostspielige erhöhen von Serotonin an den Rezeptoren eine Bekämpfung der Ursache? Was sind Ursachen für Depressionen? Was wurde in Studien eigentlich beobachtet bei Menschen, die SSRIs nehmen?

Viel ist gut, mehr ist besser?

„Nature“ hatte vor kurzem (September 2016) einen Beitrag veröffentlicht über eine Angst induzierende Wirkung von Serotonin[2]. Um den Beitrag in Kürze zusammenzufassen:

Raphe-Kerne sind das Flaggschiff der Serotonin-Produktion im ZNS (zentralen Nervensystem) und sind stark bestückt mit 5HT1A-Rezeptoren. In der Studie zeigte „Nature“ eine dunkle Seite von Serotonin. Nicht nur hat es positive Effekte auf unsere Stimmung. Serotonin kann Furcht und Angstzustände in uns auslösen. Durch die Ausschüttung von CRF (corticotropin-releasing factor) werden angstlinderne Systeme gehemmt und wir werden einfach gesagt direkt in eine „fight or flight“-Situation mit allen damit verbundenen körperlichen Stressreaktion wie die Ausschüttung von Cortisol etc. geworfen.

Das erklärt auch warum Studien über SSRIs teils schwer erklärbare Funde aufwiesen. So kam es zu Beginn der Behandlungen gehäuft zu Angstzuständen bei den Probanden, oder die Einnahme von SSRIs hatte keinen Effekt – eher sogar nicht tolerierbare Nebeneffekte. SSRIs sind häufig auch mit einer gewissen Menge an Fluorid versetzt. Dass solche Halogene einen negativen Effekt auf unseren Körper haben können, ist ein Thema für sich. Ansonsten könnt ihr euch gerne ein wenig über dielektrische Blocker informieren

Eight of the nine nonresponders were unable to tolerate the side effects of fluoxetine. In contrast, all of the responders (and one nonresponder) experienced minimal side effects

(Studie)

Wie so häufig scheint das schiere Blocken oder Stimulieren von einzelnen Systemen im kompletten Ganzen nicht die Lösung des Problems zu sein. So wie ein „Zu Wenig“ an Serotonin zu depressiven Verhaltensweisen führen kann, ist mehr offensichtlich auch nicht unbedingt besser.

Vielleicht sollten wir uns von einem einzelnen Synapsen-Spalt ein wenig distanzieren, überlegen wo und wie Serotonin produziert wird, wo und wann es wie andockt, welche Signale dafür zuständig sind und was uns grundsätzlich in diese zähe Spirale an hormoneller Dysfunktion und schlechter Laune zieht. Außerdem – gibt es noch andere Mitspieler?

Wenn einem der Darm auf die Nerven geht

Jetzt wird es..kompliziert. Nicht weil gleich mathematische Gleichungen mit physikalischen Gesetzen durch die Gegend tanzen, sondern weil viele Faktoren die Balance beeinflussen können. Manche Leser sind sicherlich einen Schritt voraus und kennen sich mit Gleichstrom-Bildung, Batterien des Körpers, Abhängigkeit von Umgebung, DHA und Umwandlung von elektrischen Signalen in Licht aus. Das spielt alles eine erhebliche Rolle! Verständlicherweise werde ich in diesem Beitrag aber nicht so detailliert auf diese Themen eingehen (Gott sei Dank!). Bleibt aber immer noch genug über!

Erinnert ihr euch noch, wo etwa 80% unseres gesamten Serotonin entsteht? Er ist lang, sensibel und voller Blutgefäße – der Darm. Verantwortlich dafür sind die enterochromaffinen Zellen (EC-Zellen).

Durch die Zufuhr von Nahrung entsteht ein Darminnendruck, der die EC-Zellen stimuliert. Stärker noch wird das ganze System durch Kohlenhydrate und die Ausschüttung von Insulin stimuliert. Ja, richtig – Kohlenhydrate sorgen für eine vermehrte Aufnahme von Serotonin-Vorstufen wie Tryptophan, Phenylalanin oder Leuzin und können die Synthese in unserem Darm vorantreiben. Nicht nur sorgt Serotonin dafür, dass unser Darm ins Rollen kommt (Peristaltik) oder über den Vagus-Nerv zu einer Anregung, sich von einer etwas übertriebenen Nahrungsaufnahme zu verabschieden – auch Melatonin wird durch Serotonin in der Zirbeldrüse im Gehirn gebildet (dazu gleich mehr). Darm und Hirn sind miteinander verbunden und interagieren auch miteinander, wenn es um cirkadiane Rhythmen geht (das ist derzeit ein ziemlicher „big deal“ auf vielen Webseiten…)

Das kann auch erklären, warum Menschen mit einem niedrigen Level an Serotonin gerne einmal zu Nahrung mit stark insulinogenen Effekten neigen (Chips, Schokolade, ihr wisst schon). Wie bereits oben beschrieben, kann ein niedriger Serotonin-Spiegel zu depressivem Verhalten führen. Das ist auch der Grund für die Behandlung mit SSRIs. Wichtig ist aber meiner Meinung nach zu verstehen, dass ein niedriges Level erstens nicht die Ursache zu sein scheint (sondern ein Symptom) und zweitens nicht der einzige Grund für depressive Verhaltensmuster.

Wandern wir mal vom Verdauungstrakt wieder ein wenig durch die menschliche Schaltzentrale. In der Zirbeldrüse wird Melatonin durch Serotonin als Vorstufe gebildet. Dies setzt natürlich voraus, dass mit dem kleinen Freund alles in Ordnung ist (Zirbeldrüsen sind häufig verkalkt – warum das so sein könnte, wird in anderen Beiträgen auftauchen). Auch ist eine komplette Dunkelheit von mehreren Stunden wichtig, damit Serotonin in Melatonin umgewandelt und ausgeschüttet wird. Sollte jemand also diesen Beitrag gerade um 23:00 vor dem Rechner in einem erhellten Zimmer ohne Schutz der Haut und Augen lesen … sollte es diesen Jemand hoffentlich nachdenklich stimmen[3,4].

Wird Schlaf und die physiologische Produktion von Melatonin mit all seinen hormonellen Wechselwirkungen gestört, bleibt ein Überschuss an Serotonin zurück (und noch ein paar andere Probleme). Wie bereits oben beschrieben, ist unser System auch nicht glücklich, wenn zu viel Serotonin vorhanden ist. Eine erhöhte Aktivierung des Sympathikus (Stress), mögliche Angstzustände und Cortisol verschlechtern die Situation noch weiter (und hemmen die Ausschüttung von Melatonin – noch schlechterer Schlaf).

Schlechter Schlaf führt außerdem zu einem erhöhten Ghrelin und niedrigerem Leptin-Level, was über die Stimulierung von NPY (Neuropeptid Y) ein erhöhtes Verlangen nach Kohlenhydraten stimulieren kann[5]. Noch mehr Carbs, noch mehr Serotonin – und wenn ich Angst habe und frustriert bin, brauche ich natürlich Zucker. Das ganze Spiel dreht sich ein wenig im Kreis.

Andererseits ist es aber auch gut zu wissen, dass Kohlenhydrate durch die Erhöhung des Insulinspiegels zu einer besseren Serotonin-Synthese führen können. Insbesondere für Frauen ist das interessant (da sie signifikant weniger Serotonin zu produzieren scheinen als Männer – Hah! Freikarte für Schokolade! Oder? Zumindest kenne ich Frauen, die unter Zuckerentzug zu beeindruckend gefährlichen Wesen werden…)

Fischiger „Giggle-Juice“

Drehen wir den ganzen Spieß doch mal um. Es gibt Studien die zeigen, dass Menschen unter einer „low carb“ Ernährung einen niedrigen Serotonin-Spiegel haben. Auch neigen Menschen, wie oben erwähnt, mit einem niedrigen Serotonin-Spiegel anscheinend dazu, mehr Kohlenhydrate (insbesondere unter Stress) zu essen. Damit in Verbindung steht auch die sog. „Low-Carb-flu“, also eine Art Krankheit bestehend aus Antriebslosigkeit und Müdigkeit in der ersten Zeit einer vergleichbaren Nahrungsumstellung.

Das ist alles sehr verwirrend. Ernähre ich mich „normal“ kann es dazu führen, dass ich Angstzustände habe und ernähre ich mich ketogen oder low carb, habe ich erstmal keine Lust auf gar nix. Da kann ich doch einfach essen was ich will und habe den gleichen Effekt.

Hier kommen mal wieder Fisch oder Meeresfrüchte ins Spiel[6]. Wenn man der Meinung einiger Experten folgt (und ich bin ebenfalls dieser Meinung), spielt Fisch eine zentrale Rolle – generell in jeder Ernährung. DHA oder generell das Fett von Fischen ist nicht ohne Grund schon seit sehr langer Zeit auf dem Markt. Ob jedoch ölige Pillen den gleichen Effekt haben wie die Variante aus dem Meer sollte kritisch betrachtet werden [7]. Generell kann man wohl behaupten, dass eine gute Quelle an DHA euren Kopf auf Turbo schaltet[8]. Ist wohl nie verkehrt, oder? Wie fettige Fische Freudefalten formen wird unter anderem in einem Beitrag speziell über Omega 3 genauer dargestellt.

This model suggests that optimizing vitamin D and marine omega-3 fatty acid intake may help prevent and modulate the severity of brain dysfunction.

(Studie)

Wer sich gerade die ganzen Aspekte von Nahrung und Faktoren in unserer Umgebung angesehen hat merkt schnell, wie kompliziert das ganze klingen kann. Relevant sollte eher sein, dass sehr viele Faktoren einen Effekt auf uns haben und ich gehe davon aus, noch nicht alle in diesem Text genannt zu haben. Unter normalen Umständen sollte man davon ausgehen können, dass der Mensch in seiner Umgebung adaptive Mechanismen hat, um ein Gleichgewicht zu finden. Während Völker im kalten Klima moderate Sonne, Fisch, Kälte etc. als Regulatoren hatten, waren die Völker in wärmeren Gebieten versorgt mit großen Mengen an photoelektrischer Energie (Sonne) mit vollem Spektrum, abgestimmt mit saisonalen Kohlenhydraten, die ein einstimmiges Signal an den Körper abgeben (das ist eine lange Geschichte über den „Spin“ von Elektronen und ein Grund, warum Carbs auch nicht die Bösewichte sind). Bis vor einigen hunderttausend Jahren haben wir uns auch entlang den Küsten von Afrika aufgehalten. Was gibt es nochmal an Küstengebieten besonders viel und frisch aus dem Meer?

Das heißt aber auch, dass unsere Ernährung, unser Leben in lichtarmen geschlossenen Räumen und moderne schlaflose Nächte mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu beitragen, dass wir nicht gerade mit einem Lächeln durch die Geschichte spazieren. Betonen möchte ich dabei vor allem, dass Ernährung zwar seinen Teil zu der ganzen Geschichte beiträgt (auch die Darmflora [9]), aber nicht das zentrale Heilmittel darzustellen scheint, wie so oft angepriesen in den Unmengen an Büchern, die in der endlosen Bibliothek von Amazon jedes Jahr ihr Unwesen treiben. Der korrekte Umgang mit Licht hat meiner Meinung nach in der ganzen Geschichte die Krone auf und erklärt auch, warum unabhängig von der Ernährung psychologische Störungen auf der Welt, insbesondere in zivilisierten Ländern, eine Pole-Position tragen.

Sonne und Depression

Sero-Brain

Tja, was ist eigentlich, wenn eine Flut an Serotonin im ZNS ankommt und das System flutet? Klar – wir werden durch die Produktion von Melatonin müde, sollte die Umwandlung funktionieren (Zirbeldrüse nicht verkalkt, Dunkelheit für 3-4 Stunden und kein zu spätes Essen, um die Lichtemission von Bakterien im Darm zu reduzieren[10]).

The microbiome bacteria release a lot of light naturally, along with molecular H2;  it is the absence of light, reduction of H2 from the gut, that stimulates the production of melatonin from serotonin.  This is another reason why late night eating is detrimental.  Eating food at night stimulates light release from the microbiome.

(Seite)

Was passiert also, wenn eine große Menge an Serotonin im Kopf anrollt und wir den Überschuss weder umwandeln, noch abbauen können? Ein Überschuss an Serotonin im zentralen Nervensystem wird generell als Serotonin-Syndrom bezeichnet. Bleibt eine größere Menge des Neurotransmitters im Gehirn bestehen, brennt sprichwörtlich die Hütte. Unser sympathisches Nervenkostüm geht unter anderem in den dritten Gang durch die Stimulierung der entsprechenden Serotonin-Rezeptoren und mit ihm alle damit verbundenen Reaktionen, wie die einer „fight-or-flight“ Situation. Der Serotonin-induzierte Stress im Schädel führt zu einer Belastung oder Zerstörung (Apoptose) von Nervenzellen. Wird diesem unnatürlichen Abbau an Schaltflächen nicht gegengesteuert (Nerven- oder andere Wachstumsfaktoren  aka. NGF), degradiert das gesamte System und auch die Menge an Serotonin fällt im Gehirn ab. Schließlich fehlen die Synapsen dafür. Was folgt? Serotonin im Kopf fällt ab (Depression) und der Überschuss muss weiter wandern (Blutplasma). Dazu gibt es natürlich Studien, die diesen Fund nicht so sonderlich positiv für die eigene Gesundheit bezeichnen [12]. Da die Vorherrschaft an Serotonin unsere Stammzellen (einfach gesagt unser Vorrat an Leben…) durch Neuproduktion von Schaltkreisen auf Hochtouren reduziert, altern wir schneller und weniger bleibt über für Zellen und insbesondere unsere Mitochondrien. Diese werden weniger erneuert, während sie weiterhin der Bombardierung des alltäglichen Lebens standhalten müssen (Energieproduktion über Oxphos ist verbunden mit der Produktion von Radikalen – diese schädigen und führen irgendwann zur Zerstörung der Zellen).

Niedrige NGF verringern auch unsere Gedächtnisfähigkeit. Schließlich ist unsere generelle Fähigkeit, neue Nervenzellen zu produzieren dadurch massiv eingeschränkt. Ein ziemlicher Teufelskreis. Wir haben Probleme einzuschlafen, sind depressiv oder ängstlich, haben ein schlechtes Erinnerungsvermögen (immerhin lernt man ständig neue Leute kennen) und das ganze stresst uns weiter so sehr und raubt uns den Schlaf, dass man sich weiter zuverlässig in eine Spirale nach unten bewegt.

Puh, das war etwas nerdig, stimmts? Um das Ganze nochmal zusammen zu fassen:

Durch unkluge Entscheidungen in unserem Alltag (Ernährung, Schlafmangel, Lichtmangel oder falscher Exzess davon) kann sich eine größere Menge an Serotonin im zentralen Nervensystem anstauen. Die damit verbundenen Reaktionen sorgen für eine Aktivierung des sympathischen Nervensystems (Cortisol hoch usw.). Bei chronischer Belastung kommt es zu einer Entleerung unserer Stammzellen, einer Verringerung an BDNF und Beta-NGF und einer damit verbundenen Abnahme an synaptischer Funktion in unserem Denkorgan. Gedächtnis-Leistung nimmt ab, Plasma-Konzentrationen an Serotonin nehmen zu, das Leben ist eine Scheibe und der Rest unserer Zellen altert schneller (Stammzellen sind ein begrenztes Gut).

Depression und mentale Beeinträchtigungen sind ein psychisches Zeichen dafür, dass man sich vermutlich gesundheitlich auf einem ziemlichen Holzweg befindet und schleunigst daran arbeiten sollte, sein Umfeld zu optimieren! Folgeerkrankungen durch chronische psychische Belastungen sind keine Seltenheit in dieser Teufelsspirale und basierend auf den vorliegenden Daten auch nicht meiner Meinung nach mit SSRIs zu behandeln. Depressionen und Angstzustände haben unterschiedliche Ursachen und die Konzentration auf ein mögliches Symptom, kann mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sogar zu einer Verschlimmerung des Zustandes führen.

Zuletzt noch ein Wort zu Dopamin und Leptin

Generell wird depressives Verhalten mit einer Dysfunktion der Serotonin-Balance verbunden. Aber auch andere Hormone und Neurotransmitter stecken in dem ganzen Netz der Erkrankung  unter einer Decke (wie so häufig). So zeigen bereits jetzt einige Studien, dass eine Leptin-Resistenz zu depressivem Verhalten führen kann [11,12,13,14]. Leptin kann man generell als Energie-Überwachungssystem des Körpers sehen. Bei einem gesunden Menschen signalisiert eine hohe Ausschüttung an Leptin einen hohen Energiestatus und regt den Stoffwechsel und andere Prozesse an. Leidet jemand an Leptin-Resistenz (Rezeptoren im Gehirn geben den Geist auf), kann der energetische Zustand der Körpers nicht mehr überwacht werden. Leptin-Resistenz steht meistens mit entzündlichen Prozessen im Körper im Zusammenhang. Was diese beispielsweise im Hirn bewirken können, haben wir bereits weiter oben mit Verbindung zu Serotonin beschrieben. Ein möglicher Ansatz wäre also der Zusammenhang mit entzündlichen Prozessen. Hinter der Geschichte ist aber noch mehr, wie ihr euch denken könnt. Leptin ist sehr…mächtig.

Auch scheint Leptin einen direkten Effekt auf Dopamin zu haben[15]. Eine hohe Leptin-Sensitivität kann Dopamin in unserem Körper nach oben regulieren, was uns generell vor addiktivem Verhalten oder dem Aufsuchen von dopaminergen Nahrungsmitteln (Zucker oder Nikotin zum Bleistift) bewahrt. Auch hat Dopamin selber, wie in diesem Beitrag bereits beschrieben, eine aktivierende, oder mobilisierende Wirkung und hält uns auch durch ein hohes Level davon ab, unnötig viel zu essen (Belohnung durch Nahrung). Klingt nicht unbedingt nach Depression, oder? Steckt Dopamin im Keller, neigen wir dazu schlechte Entscheidungen zu treffen, Sachen aufzuschieben und stärker addiktive Substanzen aufzusuchen, die das Defizit wieder ausgleichen. Man könnte behaupten, dass wir durch falsche Entscheidungen im Alltag zu hirnlosen Robotern unserer internen Maschinerie werden können. Das ist mitunter auch eine der schlimmsten Sachen an der ganzen Geschichte. Ist jemand depressiv und hat einen Mangel an Dopamin – was meint ihr wird er unternehmen, um sich aus seiner Lage zu retten? Inzwischen habe ich mehr als genug veränderungsresistente Neuzeit-Zombies gesehen. Veränderung macht einen ängstlich. Gleich morgen pack ich’s an! Hat doch eh alles keinen Sinn…

Was kann denn neben Leptin-Sensitivität noch unser Dopamin im Gehirn ansteigen lassen? Nun, neben der Reduktion von chronisch entzündlichen Prozessen als Ursache für einen Haufen von neuzeitlichen Erkrankungen… natürliches Lichtspektrum (Sonne)[16,17,18], aber auch Kälte [19]. Lest euch Nummer 19 einmal durch – die Messungen sind beeindruckend! Damit sollte klar sein, wie wir ein gesundes Level an Dopamin in jeder Jahreszeit unter normalen Umständen aufrecht erhalten. Ach stimmt ja…Neuzeit.

Der Kontext:

Das ist natürlich nicht die ganze Geschichte rund um Angst und Depressionen. Das Wechselspiel zwischen unterschiedlichen biochemischen Abläufen und physikalischen Gesetzen im Körper enthält genug Stoff für Jahre an Schriftwerk. Daher bitte ich zu Recht darum, die hier enthaltenen Informationen nicht als vollständig anzusehen. Viele der heutigen Beschwerden rund um miese Laune sind jedoch auf die hier angesprochenen Systeme meiner Meinung nach zurück zu führen. Und die Lösungsansätze sind recht simpel, wenn man darüber nachdenkt.

Bewegt euer Hinterteil nach draußen in die Sonne und lasst so viel Haut und das Auge ohne Gläser, Linsen oder Sonnenbrillen vom vollen Spektrum der Sonne bestrahlen. Das gilt vor allem für die Zeit von etwa 9 – 13:00 (gesundheitsorientierte Firmen hätten hier eine Möglichkeit anzusetzen und sollten nicht die Zeit damit verschwenden, im Haus ihre Mitarbeiter Hampelmänner machen zu lassen. Was in manchen Firmenfitness-Unternehmen heutzutage als Maßnahme durchgeführt wird, ist erschreckend). Esst häufiger frischen fettigen Fisch aus dem Meer und nicht aus der Dose. Lasst abends ein Signal für Dunkelheit zu, um Schlaf und Melatonin ihre Arbeit verrichten zu lassen. Fangt an, Kälte als therapeutisches Mittel anzuwenden.

Was ich in diesem Beitrag noch nicht erwähnt, aber auch als Tipp angeben möchte ist die ausreichende Versorgung mit hochwertigem Wasser und dem bedingten Vorteil von Erdung (geht ab und zu mal barfuß auf dem Rasen, wenn ihr könnt – mag esoterisch klingen, inzwischen hat das ganze neben Scharlatanerei jedoch auch einen wissenschaftlichen Hintergrund). Beides führt zurück auf die Speicherung von negativer Spannung und Strukturierung unserer internen Batterie (vierte Phase des Wasser, Pollack – dazu wird im Laufe der Zeit mehr kommen).

Um es erwähnt zu haben: Auch Mineralien spielen eine Rolle in der Synthese von Serotonin und anderen Neurotransmittern. So benötigen wir nicht nur Tryptophan, sondern auch beispielsweise B12, B6, Magnesium und Folsäure als Cofaktoren. Mangelzustände können durchaus zu mentalen oder psychischen Beeinträchtigungen führen (das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass Veganer bekloppt und impulsiv werden, oder so…). Ernährung und der Darm, bzw. die Verbindung zwischen Darmflora und Gehirn ist mit Recht ein sicherlich interessantes Thema. Da derzeit jedoch viel Unsicherheit bei der wissenschaftlichen Verdauung herrscht, halte ich mich ein wenig zurück mit einer Meinung. In einigen in diesem Text angegebenen Studien wurde der positive Effekt auf die Regulierung der Produktion von Neurotransmittern über die Darmflora beschrieben und auch ein Leck-Darm (oder Leaky gut) scheint durch unter anderem entzündliche Prozesse einen starken Einfluss auf den psychischen Zustand zu haben. Bis ich persönlich jedoch der Meinung bin, dass wir das ganze Wechselspiel tatsächlich verstanden haben, möchte ich es nur am Rande erwähnen. Derzeit streiten wir uns eher noch darüber, ob wir zu 90% aus Bakterien bestehen, oder ob es doch weitaus weniger Freunde im Unterleib gibt.

Moritz von der Borch

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Referenzen:

[1] http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMp068265

[2] http://www.nature.com/nature/journal/v537/n7618/full/nature19318.html#ref1

[3] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK6218/

[4] https://www.hindawi.com/journals/ije/2012/530726/

[5] https://www.researchgate.net/publication/293913170_The_Effect_of_Serotonin_on_Leptin_and_Grelin_Hormones_Concentrations_in_Female_Rats

[6] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25713056

[7] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4681158/

[8] http://jn.nutrition.org/content/early/2010/02/24/jn.109.119578.short

[9] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18456279

[10] http://physics.fau.edu/observatory/lightpol-melatonin.html

[11] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18032111

[12] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3296868/

[13] http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0196978115000078

[14] http://www.nature.com/news/2006/060116/full/news060116-3.html

[15] http://www.news-medical.net/news/20090805/Leptin-influences-baseline-dopamine-levels-and-motivation-to-eat.aspx

[16] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23644222

[17] http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/adma.201403709/abstract

[18] http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0014299900007305

[19] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10751106/

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