Hormon Serie: Verhalten vorhersehen Episode II: Serotonin. Wirklich alles Banane?

Serotonin, sein Einfluss auf den Körper und unser Verhalten

Serotonin

So wie Dopamin spielt Serotonin in unserem Verhalten eine Rolle. Ebenfalls stehen Fehler im Serotonin-System oft mit bekannten neuzeitlichen Krankheiten in Verbindung.

Überblick:

Um unserem Hormon alle Ehre zu bereiten, werde ich im Folgenden kurz auf die Struktur des kommenden Blogeintrages eingehen:

Das Grobe:

Wird auf allgemeines Wissen über Serotonin eingehen und oberflächliche Funktionsweisen zusammenfassen

Das Feine:

Wird mehr auf Serotonin-Rezeptoren und mögliche Störungen des Systems mit damit verbundenen Folgen eingehen

Der Kontext:

Fasst zusammen, was wir aus den o.g. Teilen nachvollziehen können

Warum ist Serotonin für uns interessant:

Bringt uns dem finalen Bild näher, was sich uns Stück für Stück nähert.

Außerdem beinhaltet dieses mal der untere Abschnitt eine Überraschung!

 

Das Grobe:

Während die Dopamin-Dominanten unter euch vermutlich schon zum unteren Bereich gescrolled haben und nun ertappt über sich schmunzeln müssen, freuen sich die ordnungsgebundenen Leser über eine gegebene Struktur.

Serotonin ist wie Dopamin ein Neurotransmitter und wurde 1930 von Vittorio Erspamer entdeckt. Wer jetzt aber glaubt, dass sich Serotonin fröhlich mit Dopamin im Hirn eine Schlammlacht über die Vorherrschaft liefert, irrt sich. Tatsächlich befindet sich 95% unseres Serotoninspiegels im Magen-Darm-Trakt. Dort wird es hauptsächlich über unsere enterochromaffinen Zellen produziert (kurze aber interessante Information von Wikipedia. Lohnt sich zu lesen!).

Serotonin hat viele Aufgaben in unserem Körper, die sowohl das Herz-Kreislauf-System, den Magen-Darm-Trakt und unser Nervensystem beeinflussen. So wie Dopamin hat auch Serotonin unterschiedliche Rezeptoren (14 Stück, unterteilt in sieben Gruppen: 5-HT1 bis 5-HT7). Serotonin wird, wie Dopamin, als „Glückshormon“ bezeichnet. Aber ist das wirklich so? Es gibt zahlreiche Serotonin-Booster im Internet, oder Bananen und Schokolade im Supermarkt. Schauen wir uns doch mal das Feine an.

Das Feine:

Schauen wir uns doch mal die verschiedenen Gruppen der Rezeptoren an, erklären gleichzeitig, was Serotonin bewirkt und gehen auf mögliche Störungen und Folgen der jeweiligen Rezeptoren ein:

5-HT1-Rezeptoren(A-F):

Spielen eine Rolle im ZNS für Lernvorgänge, Regulierung der Körpertemperatur, Regulierung von neuronalen Entzündungen (Bsp.: Migräne), Blutdruck und Signalweiterleitung. Ein Mangel an 5-HT1A-Rezeptoren scheint interessanterweise eine Ursache von depressivem Verhalten[1] zu sein und ist natürlich aus diesem Grund auch ein Ansatz verschiedener Pharmazeutika.[2]

5-HT2-Rezeptoren(A-C):

Typ-2-Rezeptoren sind im gesamten Körper zu finden und sind relevant für Wundheilung, Blutgerinnung und Blutdruck. Das ist aber nicht alles. 2A-Rezeptoren werden mit der halluzinogenen Wirkung von LSD, Meskalin und ähnlichen Mitteln in Verbindung gebracht und 2B-Rezeptoren sind verantwortlich für die Regulierung des Ess- und Sexualverhaltens. Wer nun also (doppeldeutig) hungrig nach Fleisch und halluzinierend einen interessanten Abend verbringen möchte, weiß nun wo er ansetzen muss.

Spaß beiseite. Durch diese unterschiedlichen Wirkmechanismen ist es kein Wunder, dass beispielsweise Antiparkinsonmittel wie Pergolid oder Appetitzügler wie Fenfluramin oder Aminorex zu beispielsweise chronischer Hypertonie oder Herzklappenschäden führen können.[3-5]

5-HT3-Rezeptoren:

Sind die einzigen Rezeptoren die auf Ionenkanälen statt auf G-Proteinen basieren. Hauptsächlich sind die Typ-3-Rezeptoren für die Auslösung von Brechreiz verantwortlich und interagiert mit Typ-4-Rezeptoren.[6]

5-HT4-Rezeptoren:

Ist hauptsächlich für die Darmaktivität und Peristaltik verantwortlich. Leider hat es auch eine Bedeutung für das Herz, weswegen manche Mittel gegen chronische Verstopfung und Darmträgheit (hoppla) zu Herzrhythmusstörungen und anderen kardialen Nebenwirkungen führten (Bsp.: Cisaprid, Tegaserod).

5-HT5,6 und 7-Rezeptoren:

Wir verabreichen zwar bereits Mittel zur Regulierung von Serotonin, haben allerdings noch nicht jeden Rezeptor vollkommen untersucht (mögliche Einflüsse auf circadiane Rhythmik und Einlüsse auf Lernvorgänge wurden bereits entdeckt). Typ7-Rezeptoren scheinen jedoch nachweislich einen Effekt auf unseren Tag-Nacht-Rhythmus, unsere Körpertemperatur, Stimmung, unsere glatte Muskulatur und Blutdruck-Regulierung zu haben. Ungeachtet der vielfältigen Wirkung wird bereits an Medikamenten zur Behandlung von Verhaltensstörungen gearbeitet, die 5-HT7-Rezeptoren als Ziel haben[7,8,9].

Der Kontext:

So wie Dopamin hat Serotonin einen Einfluss auf unsere Verhaltensstruktur. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass es nicht den einzigen Wirkmechanismus darstellt. Genauso wie Dopamin kann eine chronische Störung des Gleichgewichts in beide Richtungen zu gesundheitlichen Problemen führen. Aber auch Schwankungen in beide Richtungen werden nun hoffentlich etwas verständlicher. Übrigens sorgen Bananen und Schokolade nicht für einen Anstieg an Serotonin in unserem Körper, wie vielleicht manche glauben. Das hat vielmehr mit dem Zucker zu tun, der in unserem Darm für eine Ausschüttung von Serotonin sorgt. Viele Wirkstoffe auf dem Markt, die als Serotonin-Booster gelten, haben (vielleicht ist das aber auch gut so) keine Wirkung auf uns. Dafür sorgt die Blut-Hirn-Schranke. Was ist also die gute Nachricht? Wir bekommen keine Halluzinationen bei einem Bananen-Exzess!

Warum ist Serotonin interessant:

So wie es manche Personen mit einer größeren Menge an Dopamin und einem damit verbundenen Verhalten gibt, gilt dies auch für Serotonin. Typische Zeichen für eine Serotonin-Dominanz:

– Ruhe, Gelassenheit

– Struktur, Ordnung, Planung

– Vorsichtig, aber nicht ängstlich

– Konform und regelorientiert

– Selbstkontrolliert

– Stoisch

– Faktenorientiert

– Präzise

– Loyal

– Bedürfnis nach Zugehörigkeit

– Verlässlich

Die einen oder anderen werden langsam vielleicht eine Idee haben, wo das alles hinführen wird. Bleibt gespannt!

Noch zwei Beiträge bis zur Auflösung!

 

Moritz von der Borch

Gründer

Warum Trinkgeld:

All die Informationen, die ich auf dieser Seite zur Verfügung stelle sind eine Heidenarbeit. Viele Beiträge haben zum Teil eine Bearbeitungszeit von 20-30 Stunden, wenn man die ganze Recherche, die Formulierung, das Gegenlesen und so weiter hinzuzählt. Das ist schon bald eine ganze Arbeitswoche neben meiner normalen Arbeit. Natürlich könnte ich auch alles für mich behalten und nur in persönlichen Beratungen Informationen preisgeben. Ist das aber der Sinn hinter dem Ganzen? Wie vielen Menschen werden dadurch im Vergleich erreicht?

Um weiterhin die Möglichkeit zu haben, Informationen frei zugänglich zu machen und euch nicht alle fünf Sekunden mit Pop-Ups zu bespringen, gehe ich andere Wege. Produkte die ich empfehlen kann, biete ich mit Vorteil für jeden an. Wenn ihr über diese Seite bei Amazon einkauft, profitiere ich, ohne euch zu schaden.

Das Trinkgeld ist wie im Restaurant. Wurde man gut bedient, zeigt man seine Anerkennung, richtig?

 

Referenzen:

[1]http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2736801/

[2]http://journals.lww.com/psychopharmacology/Abstract/1990/06001/Clinical_Effects_of_the_5_HT1A_Partial_Agonists_in.13.aspx

[3]http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMp068265

[4]http://www.nature.com/nm/journal/v8/n10/full/nm764.html

[5]http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1586/erc.09.123

[6]http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1365-2036.2004.02180.x/abstract;jsessionid=4DEBA0F5548F1BC04EB8AD3AF6E8DA15.f03t02

[7]http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10664612

[8]http://www.cell.com/trends/pharmacological-sciences/abstract/S0165-6147(04)00185-3?_returnURL=http%3A%2F%2Flinkinghub.elsevier.com%2Fretrieve%2Fpii%2FS0165614704001853%3Fshowall%3Dtrue

[9]http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/cns.12247/abstract

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