Hormon Serie: Verhalten vorhersehen Episode I: Dopamin. Der beste Freund des Casinos

Dopamin und sein Einfluss auf den Körper und unser Verhalten

Dopamin

Dopamin ist ein Neurotransmitter. Unterschiedliche Rezeptoren sorgen für typische Verhaltensmuster assoziiert mit Dopamin. Bekannte neuzeitliche Krankheiten stehen mit Fehlern im Dopamin-System in Verbindung

Das Grobe:

Schonmal einen Sieg errungen? Fühlte sich gut an, oder? Das Gefühl hatte höchstwahrscheinlich mit einem Anstieg in Dopamin zu tun. Dopamin bringt uns dazu, Herausforderungen anzupacken. Sich ein Ziel zu setzen und zu erreichen. Nach Neuigkeiten zu suchen, oder diesen Post nach Informationen zu durchstöbern. Entgegen der allgemeinen Meinung, dass Dopamin das „Glückshormon“ ist, ist es eher ein Motivator, Erreger – sowohl für negative Reize, als auch Positive. Dopamin hat mehr als nur eine Funktion für uns und genau das macht es so interessant!

Kein wunder, dass uns so viele Coachs oder Websites empfehlen, unsere Ziele nieder zu schreiben, um den Erfolg am Ende zu sichern. To Do – Listen zu schreiben, um die gesetzten Ziele im Nachhinein durchzustreichen. Was wir spüren, wenn wir unsere Aufgaben abhaken, ist ein Anstieg von Dopamin in unserem Körper. Ein gutes Gefühl. Und ein sehr altes ausgeklügeltes System, was uns früher das Überleben gesichert hatte.

Schauen wir uns doch mal an, was es alles für Studien zu Dopamin gibt:

Zum Beispiel Studien mit Mäusen, die kein Dopamin generieren konnten. Nicht nur bewegten sich diese Mäuse so gut wie gar nicht, oder untersuchten ihre Umgebung, oder interagierten mit anderen Mäusen (obwohl Mäuse hoch gesellig sind). Ihnen fehlte der Antrieb, sich zu ernähren. Die Wichtigkeit fehlte, Nahrung aufzunehmen, um den Körper zu versorgen. Antriebslos sind diese Mäuse nach kurzer Zeit verhungert.[1,2,3]

Dopamin ist aber nicht nur ein wichtiger Motivator. Es kann auch hochgradig – hochgradig abhängigkeitserregend sein. Ein paar andere Sachen, die Dopamin beeinflussen:

  • Alkohol

  • Nikotin

  • Sex

  • Glücksspiel

  • Handy (schon mal darüber nachgedacht, dass viele direkt nach dem Aufstehen direkt an ihr Handy gehen, oder auf triviale Fragen sofort antworten müssen, obwohl sie gerade im Auto sitzen?)

Übrigens Kokain und Amphetamine scheinen auch über Dopamin-Rezeptoren zu funktionieren.[4]

Dopamin hat allerdings auch einen Einfluss auf unser Verhalten, unsere Fähigkeiten Assoziationen zu generieren oder ein wiederholendes Verhalten zu generieren, wie wir im Nachfolgenden feststellen können. Wer den kommenden Abschnitt liest, wird höchstwahrscheinlich besser verstehen, warum er manche Sachen einfach regelmäßig wiederholt und fast schon einen Drang verspürt, an dieser Routine festzuhalten.

Das Feine:

Alles schön und gut. Dopamin gibt uns Antrieb und Belohnung bei Erreichen eines Ziels oder wirkt als Stimulus bei relevanten Ereignissen, richtig?

Nun, nicht ganz. Dopamin kann noch mehr, als der Zeitung ständig Material für Skandale zu schenken.

Dopamin steht tatsächlich in Bezug zu Abhängigkeit von beispielsweise Drogen, aber es ist keine „Glücks-Chemikalie“. Dopamin reguliert zum Beispiel die Menge an Bewegung oder unsere Menge an Aufmerksamkeit, der wir einer Sache schenken. Oft kommt es darauf an, in welchem Abschnitt unseres Gehirns und an welchem Rezeptor Dopamin operiert:

Im Grunde genommen kann man die Rezeptoren in zwei Untergruppen kategorisieren. Die erste Gruppe wären die D1-ähnlichen Rezeptoren (D1 und D5) und die D2-ähnlichen Rezeptoren (D2,D3 und D4) als zweite Gruppe.

Jetzt gibt es eine Unmenge an Studien, die sich mit den Interaktionen, Vorkommen und Mechanismen der einzelnen Rezeptoren beschäftigen. Damit aber keine Köpfe explodieren fasse ich die beiden Gruppen vereinfacht zusammen:

D1-ähnliche Rezeptoren (D1,D5):

Wenn es um Leistungsfähigkeit unserer grauen Masse geht, sind diese beiden Rezeptoren unsere Freunde. D1 und D5 haben einen positiven Effekt auf den BDNFs[5], haben damit einen schützenden und stimulierenden Faktor auf unsere Nervenzellen, unser Gedächtnis, Lernverhalten und unser bewusstes Denken. Auch wird unser Verhalten durch D1 beeinflusst, hauptsächlich jedoch über Wechselwirkungen mit der zweiten Untergruppe.[6,7,8,9,10,14]

D1/D5 haben also hauptsächlich einen Einfluss auf unser ZNS. Störungen des Systems können einen Einfluss auf unten aufgeführte Krankheiten haben, die in der Medizin auch oft mit Agonisten für spezifische Rezeptoren behandelt werden

D2-ähnliche Rezeptoren (D2,D3,D4):

Impulsives Verhalten, Facebook alle zwei Minuten checken, Assoziationen mit Aufwand, Belohnung und Gefahr, Glücksspiel, repetitives Verhalten. Die Liste ist lang und hat zum Teil negative, als auch positive Auswirkungen. Es ist sicherlich nicht so, dass die zweite Gruppe absolut negativ für uns ist. Es fördert unseren Forschungstrieb, dient als Bewegungstrieb, Motivator, Widerstände zu durchbrechen und ist dieses tolle Gefühl, wenn wir am Ende einer Arbeit zufrieden unser Ergebnis beobachten.[11] Es bringt uns dazu positive Ergebnisse wiederholen zu wollen.

Gleichzeitig ist es aber auch der Stimulus, der uns dazu bringt, nochmal auf Schwarz zu setzen, nachdem die Kugel bei Roulette ganz knapp noch auf Rot gesprungen ist.[12,13]

Eine Störung des System hat ebenfalls einen Einfluss auf unten aufgeführte Krankheiten. Aber auch dominantes, submissives oder impulsives Verhalten wird durch eine Veränderung des Gleichgewichts der Rezeptoren beeinflusst. Sollte also einer unter euren Bekannten zur Hobbycholerik neigen, könnte es mit seinen Dopaminrezeptoren zusammenhängen. Ich weiß allerdings nicht, ob ihm das dann hilft, oder ob er euch im Anschluss via Nudelholz impulsiv aus dem Vorgarten scheucht…

Es ist schwierig, die unterschiedlichen Rezeptoren auf ihre spezifische Wirkung zu reduzieren, da unterschiedliche Rezeptoren oft gemeinsam am Werk sind. Zu erkennen ist allerdings auf jeden Fall, dass D1 und D5 sowie D2,D3 und D4 jeweils ähnliche Mechanismen haben und eine Einteilung in die o.g. zwei Gruppen durchaus Sinn macht. Zusammengefasst scheint Dopamin eine Wirkung auf unser Verhalten, unsere Kognition, unsere Bewegung und unseren hormonellen Haushalt zu haben.

Krankheiten, die in Der Medizin mit Dopamin-Dysfunktionen assoziiert werden sind zum Beispiel:

Parkinson

Schizophrenie

Drogenmissbrauch

PTSD (Post Traumatic Stress Disorder bzw. Posttraumatische Belastungsstörung)

ADHD

Essstörungen

Der Kontext:

Allgemein akzeptiert ist inzwischen die Theorie, dass mesolimbisches Dopamin für ein Feedback-Signal für zu erwartende Belohnung zuständig ist. Sehen wir eine sich lohnende Gelegenheit, bekommen wir einen Anstieg an Dopamin. Haben wir Erfolg, bekommen wir mehr. Leider funktioniert dieser Mechanismus auch bei knappen Niederlagen. Sicher hat der ein oder andere bereits von Glücksspiel gehört? Knapp daneben ist auch vorbei. Würdest du es nochmal versuchen?[12]

Schon mal ganz knapp ein Fußballspiel oder ein Videospiel verloren? Ich glaube jetzt wird es nachvollziehbar genug.

Dopamin hat noch mehr Eigenschaften, aber ich denke für einen Überblick reicht es erstmal. Wer mehr über das mesolimbische System und Dopamin wissen möchte, kann in den Referenzen dem hier angegebenen Link folgen [15].

Studien zeigen, dass sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig an Dopamin sich negativ auf unseren Körper und Verhalten auswirken kann.[9] Ein direkter Einfluss auf das hormonelle Gleichgewicht sollte also nicht das Ziel sein. Vielmehr wäre es sinnvoll, ein ausreichendes Maß an Nährstoffen für den Körper bereit zu stellen, um eine ausreichende Versorgung mit Dopamin zu ermöglichen und zu erkennen, wie sich ein Mangel äußern kann. Außerdem kann der Bedarf je nach Beanspruchung (Stress, kognitiver Anspruch u.Ä.) oder auch aufgrund epigenetischer Faktoren und bestimmter Erkrankungen schwanken.

Für die unter euch, die Interesse daran haben, welche Nahrungsmittel eine gute körpereigene Versorgung mit Dopamin ermöglichen können, habe ich anbei ein paar Nahrungsmittel aufgelistet. Die wünschenswerten Bestandteile sind hier die Aminosäuren Tyrosin und Phenylalanin – aber auch eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren. Wir reden also von:

(fettem) Fisch, Fleisch, Eier, Avocados, Mandeln, Geflügel, manche Hülsenfrüchte und Sesamsamen.

Eine gute Versorgung mit Antioxidantien wie Vitamin A, E, C und eine Zufuhr an B6 kann unterstützend wirken. Gut zu wissen, dass die hier genannten Vitamine auch in den oben genannten Nahrungsmittel ausreichend enthalten sind. Wer jedoch glaubt, dass Nahrung alleine ausreicht, um Hormone direkt zu beeinflussen, irrt sich vermutlich. Unser Körper hat durchaus eigene Mechanismen, die uns unter normalen Umständen von innen heraus regulieren und sich an das wahrgenommene Umfeld um uns herum versuchen zu adaptieren.

Warum ist Dopamin für uns interessant:

Alleine sagt uns Dopamin noch nicht viel über uns. Das Zusammenspiel mit anderen Hormonen ergibt allerdings ein enormes Verständnis über Zusammenhänge und macht den oft so unvorhersagbaren Menschen verständlich.

Neugierig? Jetzt wisst ihr warum.

Es gibt Menschen, die eine Dopamin-Dominanz aufzeigen können. Typische Charakteristika dieser Personen sind:

– Neugierde und Forschungsdrang (körperlich und mental)

– Risikobereitschaft

– Kreativität

– Energie und Ruhelosigkeit

– Optimismus

– Sexuell aktiv

– Unabhängig und selbstversorgend

– Impulsiv

– Offenheit

– Sensationssuchend

– Enthusiastisch

Folgt dieser Serie ein wenig weiter und verknüpft die Zusammenhänge mit mir. Ich bin mir sicher, dass ihr lachen werdet, euch an den Kopf greifen werdet und verstehen werdet, warum ihr und eure Mitmenschen handeln, wie sie es tun.

Noch drei Beiträge bis zur Auflösung!

 

Moritz von der Borch

Gründer

Daumen hoch!

Das ist es mir wert!

Mehr davon!

In Vorfreude auf Fortsetzung!

Warum Trinkgeld?

All die Informationen, die ich – übrigens neben meiner normalen Berufstätigkeit – auf dieser Seite für euch aufbereite und zur Verfügung stelle, sind immer das Ergebnis von sehr arbeitsintensiven Tagen oder gar Wochen -> für Recherche (Studien, Interviews,..), Formulieren, Gegenlesen, etc… Alternativ könnte ich mein so erarbeitetes Wissen natürlich auch (..und lukrativer..) ausschließlich in meiner Eigenschaft als Personal Consultant in Einzel-Beratungen weitergeben.

Das ist aber nicht mein Ansatz! Mir ist vor allem auch wichtig, möglichst viele Menschen zu erreichen, die von den hier gesammelten Informationen, von der Kenntnis über wissenschaftlich neu gefundene Resultate und ihre Konsequenzen profitieren könnten.

Damit die Informationen weiterhin für euch frei zugänglich bleiben können, ohne dass ihr alle fünf Sekunden von Pop-Ups belästigt werdet, gehe ich andere Wege.
Beispiel: Produkte, die ich persönlich empfehlen kann, werden hier mit Vorteil für jeden und Nachteil für keinen angeboten.
Das heißt: Wenn ihr über meine Site einkauft – also, wenn ihr z. B. eine Empfehlung auf meiner Site anklickt (Bücher, Brille, etc..) und auf der dann neu geöffneten Website anschließend in Kontinuität einkauft (dabei muss es sich  n i c h t  um das von mir empfohlene Produkt handeln..), profitiere ich und das ganz ohne irgendeinen Nachteil für euch.
Als Faustregel zum sog. Trinkgeld gilt in Deutschland:
„Man sollte, muss aber nicht. Einigkeit besteht aber darüber, dass es für gute Leistung auch ein gutes Trinkgeld geben sollte.“
 

Referenzen:

[1] http://www.cell.com/cell/abstract/0092-8674(95)90145-0?_returnURL=http%3A%2F%2Flinkinghub.elsevier.com%2Fretrieve%2Fpii%2F0092867495901450%3Fshowall%3Dtrue

[2] http://www.pnas.org/content/96/21/12138.short

[3] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10803208

[4] http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/104457659290012Q

[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Wachstumsfaktor_BDNF

[6] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25134976

[7] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26784516

[8] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26772761

[9] http://www.jneurosci.org/content/30/18/6180.full

[10] http://www.cell.com/cell/fulltext/S0092-8674(05)00704-X

[11]http://www.pnas.org/content/93/5/1945.short

[12] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26775821

[13] http://www.cell.com/neuron/abstract/S0896-6273(12)00941-5

[14] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26773200

[15 ]http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0306452205010286

2 Kommentare zu “Hormon Serie: Verhalten vorhersehen Episode I: Dopamin. Der beste Freund des Casinos

  1. Vielen Dank für den Artikel und die Mühe, diesen zu erstellen und online für Alle verfügbar zu machen. Lesenswert & informativ.

    „Ein paar andere Sachen, die Dopamin beeinflussen:“ > Da habe ich (gewöhnlichen) Zucker an erster Stelle vermisst. Ist das durch die Tippfinger geruscht oder seid ihr anderer Meinung?

    VG Andreas

    • Hallo Andreas. Danke für dein Feedback! Zucker kann sicherlich Dopamin beeinflussen, ebenso wie andere Nahrungsmittel. Gerne wird das jedoch als negatives Zeichen angesehen, weswegen im Bereich Ernährung viele unterschiedliche Meinung existieren. Würde man sich auf Dopamin und Zucker beziehen, müsste man im Grunde genommen auch Stickstoffoxid, Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid und weitere Neurotransmitter/Hormone beachten, um ein Gesamtbild zu errichten.

      Ein Beispiel: Nimmt jemand Glukose zu sich und treibt dadurch seinen Stoffwechsel an (passiert generell bei Nahrungsaufnahme bei relativ gesunden Menschen), während NO stark ausgeschüttet wird, hemmt es die Produktion von Energie und unterdrückt über nNOS (NO wirkt als Neurotransmitter) die Aktivität von Dopamin und Noradrenalin. Dadurch würde Zucker sogar die Ausschüttung von Dopamin unterdrücken.

      Zu dem Thema sitze ich gerade seit einigen Monaten an einem Projekt, aus das du dich freuen kannst. Hab da ein wenig Geduld. Da kann ich auch ausführlicher und verständlicher darauf antworten.

      Einen schönen Sonntag!


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